Wie Krankenkassen Rentner austricksen

austricksen

Die Krankenkassen tricksen die Rentner beim Krankengeld aus. Die Rentner zahlen dafür, haben aber keinen Anspruch darauf. Für ihre betriebliche Altersvorsorge dürfen sich sogar den vollen Beitragssatz löhnen.

Von Karin Tutas

Rentner haben schlechte Karten bei den Krankenversicherungen. Sie müssen für ihre betriebliche Altersversorgung den vollen Beitragssatz für Kranken- und Pflegeversicherung löhnen, ohne eine zusätzliche Leistung; für ihre gesetzliche Rente müssen sie den allgemeinen Krankenkassenbeitrag statt des ermäßigten zahlen, obwohl sie keinen Anspruch auf Krankengeld haben.

Austricksen von Rentnern

In der gesetzliche Krankenversicherung (GKV) wird zwischen dem allgemeinen (14,6 Prozent) und ermäßigten Beitragssatz (14 Prozent) unterschieden. Der allgemeine gilt für Pflichtversicherte und  freiwillig Versicherte mit Anspruch auf Krankengeld. Rentner Krankengeld? Natürlich nicht, den höheren Beitragssatz zahlen sie trotzdem.

„Das ist nicht fair“ war dazu im Mai 2019 auf der Homepage der SPD-Bundestagsfraktion zu lesen. Der Gesetzentwurf zur Grundrente von Arbeitsminister Hubertus Heil sah deshalb folgerichtig auch die Beseitigung dieser Ungerechtigkeit vor, also die „Entlastung der Rentnerinnen und Rentner durch die Absenkung des Beitrages zur Krankenversicherung auf den ermäßigten Beitragssatz, wie er für alle Versicherten ohne Anspruch auf Krankengeld gilt“. „Dies hätte die Deutsche Rentenversicherung beispielsweise im Jahr 2021 um 900 Millionen Euro entlastet (1,15 Milliarden Euro im Jahr 2025) und damit einen Beitrag zur Finanzierung der Grundrente geleistet. Eine Reduzierung von Rentnerinnen und Rentnern war von uns auch politisch gewollt und wäre durchaus angemessen gewesen, da diese keinen Anspruch auf Krankengeld haben“, antwortet die Göppinger SPD-Bundestagsabgeordnete Heike Baehrens auf eine Anfrage des DVG.

Rentner zahlen den vollen Beitrag

Das jedoch stieß auf Widerspruch des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen (GKV), der diese Finanzierung der Grundrente ebenso ablehnte wie die Halbierung der Beiträge für die Betriebsrenten. Das war ganz im Sinne von Gesundheitsminister Jens Spahn und der CDU/CSU, die die teilweise Finanzierung der Grundrente über die Reduzierung der Krankenkassenbeiträge für Rentner ablehnten. Andererseits witterten die Unionsparteien Morgenluft,  auf diese Weise die Finanzierbarkeit der Grundrente, „die sie nie gewollt habe, insgesamt in Frage zu stellen und diese auf diesem Weg noch zu stoppen“, so Baehrens.

Also zahlen die Rentner weiter den vollen Beitrag – und natürlich wird auch die Rentenkasse weiter geschröpft. Da geht die Politik offenbar den Weg des geringsten Widerstandes.

Im Jahr 2012 hatte der Petitionsausschuss des Bundestags eine Petition auf ermäßigte Krankenversicherungsbeiträge für Rentner abgelehnt. Die Begründung: Die Beiträge der Rentner deckten die Leistungsaufwendungen für sie nur zum Teil. Schlimmer geht’s nimmer.

 

Image by tswedensky from Pixabay