Versicherungslobbyisten verteidigen Riester

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Riester ist gescheitert. Weil die Versicherer aber daran verdienen, verteidigen deren Lobbyisten das Minus-Geschäft für Rentner.

Verbraucherschützer sprechen sich mehrheitlich gegen die Riester-Rente aus, weil sie sich zum Minus-Geschäft entwickelt hat. Am 11. Mai rief eine Allianz aus Verbraucherschutzbund, Bund der Versicherten und Bürgerbewegung Finanzwende zu „Stoppt die Riester-Rente“ auf, weil nur Versicherer an der Riester-Rente verdienen. Sie sprechen sich dafür aus, dass ein öffentlich organisiertes Angebot ähnlich dem schwedischen AP7-Fonds eingeführt wird.

Lobbyisten verteidigen Riester

Dagegen wehren sich die Lobbyisten der Versicherungsbranche, darunter Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands GDV (Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft) und der CSU-Bundestagsabgeordnete und Ex-Generalvertreter der Allianz, Max Straubinger, der Mitglied ist im Ausschuss für Arbeit und Soziales.

Asmussen beispielsweise behauptet, „mit aktuell über 16 Millionen abgeschlossenen Verträgen ist Riester die weltweit erfolgreichste freiwillige staatlich geförderte Altersvorsorge“. Straubinger versteigt sich zu der Aussage, dass die Riester-Rente ein „Erfolgsmodell“ sei.

Von wegen “Erfolgsmodell”

Und weil die Riester-Rente ein „Erfolgsmodell“ sei, wolle die Union an der Riester-Rente festhalten, schreibt Straubinger in eine Pressemitteilung. Ein neues kostengünstiges Standardprodukt solle die zusätzliche Altersvorsorge erleichtern, so Straubinger. „Unser Ziel ist eine möglichst umfassende Verbreitung der zusätzlichen Altersvorsorge bis 2025“, kündigte Straubinger an. Das liest sich wie vom GDV abgeschrieben, denn der will auch ein „einfaches, digital vertriebenes und kostengünstiges Standardprodukt“.

Straubinger und Asmussen vergessen zu erwähnen, dass nur Versicherer an Riester verdienen, aber nicht die Bürger. Riester ist keine Altersvorsorge sondern Vermögensvernichtung. „Stoppt die Riester-Rente, sonst sehen wir alt aus“, lautet deswegen die Forderung von Bürgerbewegung Finanzwende, Bund der Versicherten und Verbraucherzentrale Bundesverband. Straubinger und Asmussen rechnen Riester schön und geht von falschen Renditen aus.

Zahl der Riester-Verträge schrumpft

Wie sieht es denn wirklich mit dem vermeintlichen Erfolgsmodell aus? Die Zahl der abgeschlossenen Riester-Verträge ist dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) zufolge seit 2018 rückläufig. Waren es 2017 noch 16,607 Millionen Verträge, sind es im dritten Quartal 2020 nur noch 16,37 Millionen. Am meisten verloren hat die Riester-Variante „Versicherungsverträge“. Waren es 2014 noch 11,03 Millionen Verträge, sind es jetzt nur 10,688 Millionen – ein Minus von 342 000.

Schätzungsweise ein Fünftel der Verträge ruhen laut BMAS, das sind mehr als 3,2 Millionen Verträge. Das heißt wirklich bedient werden nur noch 13 Millionen. Wie Straubinger angesichts von 13 Millionen bei einer Bevölkerungszahl von 83 Millionen von einem „Erfolgsmodell“ sprechen, ist schleierhaft. Das von ihm gebrauchte Wort „Unsinn“ passt.

Milliarden Steuergelder für Riester

Nur weil der Staat viele Milliarden in die Riester-Rente buttert, verkaufen die Versicherer überhaupt noch Verträge – der März-Ausgabe von „Finanztest“ (März 2021) zufolge 23 800. Entsprechend habe sich auch die Zahl der Anbieter von klassischen Riester-Rentenversicherungen von 53 (vor zehn Jahren) auf mittlerweile sechs reduziert. Übrigens, bei fondsgebundenen Riester-Verträgen sei der Verkauf noch schlechter gewesen – 2020 seien lediglich 564 Verträge neu abgeschlossen worden.

Garantiezins sinkt auf 0,25 Prozent

Mit einem Höchstrechnungszins, besser bekannt als Garantiezins von 0,9 Prozent lässt sich eben keine verlässliche Altersvorsorge aufbauen, schließlich liegt die Inflationsrate mittlerweile bei zwei Prozent. Das heißt, Riester-Sparer verlieren systematisch. Im kommenden Jahren wird der Wertverlust sogar noch größer, denn die Bundesregierung hat beschlossen, den Garantiezins auf 0,25 Prozent zu senken. Ein Erfolgsmodell sieht anders aus.

Was die Versicherer wollen – eine Senkung der Garantie für Neuverträge auf 80 Prozent der Beiträge. Das heißt, sie wollen das Risiko auf die Versicherten abwälzen. „Wenn es schlecht läuft, würde der Riester-Sparer am Ende also Verlust machen“, so „Finanztest“. Ein Erfolgsmodell sieht wahrlich anders aus.

Riester zu stoppen, ist alternativlos, auch wenn Straubinger anderer Meinung ist – aus Sicht eines Versicherungslobbyisten natürlich verständlich.

Stoppt die Riester-Rente
Stoppt die Riester-Rente

Bild von TobiasGolla auf Pixabay