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Wer genau nachrechnet, stellt vielleicht fest, dass er Minus gemacht hat mit seiner Kapitallebensversicherung. Von einem besonders üblen Fall berichtet „Finanztest“. Da bekam ein Kunde weniger heraus, als er einbezahlt hat.

Wer rechnen kann, ist klar im Vorteil – das gilt auch für die Direktversicherung, die ja nichts anderes ist als eine Kapitallebensversicherung, nur über den Arbeitgeber abgeschlossen. Im schlimmsten Fall wird sie zum Minus-Geschäft. Profis dürfte das nicht sonderlich verwundern, denn von den Einzahlungen gehen die Abschlussprovision, der Vertriebsaufwand, die Verwaltungskosten und der Todesfallschutz weg.

Am Ende ein Minus

„Finanztest“ lässt Willi Lübke zu Wort kommen, der das alles einmal für seine Kapitallebensversicherung durchgerechnet hat und enttäuscht feststellen musste, dass er von seiner Ergo nach 27 Jahren weniger herausbekommt, als er eingezahlt hatte. Dabei muss Willi Lübke ja noch nicht einmal für seine private Kapitallebensversicherung Krankenkassen- und Pflegebeiträge zahlen, wie das bei über den Betrieb abgeschlossenen Direktversicherungen der Fall ist.

Im Fall Lübke gingen laut „Finanztest“ rund 60 Prozent des eingezahlten Betrags für seine Kapitallebensversicherung für Kosten und Risikoschutz weg. So sieht seine Rechnung aus:

Monatliche Einzahlung          12 Euro
Gesamteinzahlung            3.910 Euro
Auszahlung                        3.734 Euro
Verlust                                    176 Euro

„Mit großer Enttäuschung und Verärgerung“ habe Lübke dies aufgenommen, schreibt „Finanztest“, was durchaus verständlich ist. Wenn es ihm nur um die Geldanlage gegangen wäre, hätte er das Geld besser selbst auf ein Konto eingezahlt. Lübkes Problem waren der Rechnung von „Finanztest“ zufolge die hohen Kosten für den Risikoschutz sowie hohe Abschluss- und Verwaltungskosten. Der Risikoschutz beispielsweise kostete Lübke laut „Finanztest“ 1713 Euro. Zu Vertragsbeginn war er allerdings bereits 58 Jahre alt.

Die Kosten:

Risikoschutz                     1713 Euro
Kosten der Versicherung   647 Euro
Gesamtkosten                  2360 Euro

Berücksichtigter Sparanteil 1550 Euro   (3910 – 2360)
prozentualer Sparanteil     39,64 %

Was hinter dem Garantiezins steckt

Was viele vergessen angesichts von häufig propagierten Garantiezinsen, dass diese vom Sparanteil reduziert um alle Provisionen, Kosten und Todesfallschutz berechnet werden – und dann werden aus zwei oder drei Prozent ganz schnell null Prozent oder sogar ein Minus. Der Ex-Versicherungsmanager Sven Enger hat das akribisch in seinem Buch „Alt, Arm, Abgezockt“ vorgerechnet. Die beiden Verbraucherredakteure Holger Balodis und Dagmar Kühne haben das Buch „Garantiert beschissen“ herausgegeben, in dem sie ebenfalls auf den „ganz legalen Betrug mit Lebensversicherungen“ eingehen.

87 000 Euro statt 164 000

Auch “Plusminus” hat sich dieses Themas angenommen und kommt zu einem ähnlichen Schluss: “Auszahlungen aus der Kapitallebensversicherung können niedriger ausfallen als erwartet.  Die Gründe dafür sind vielfältig und in einigen Fällen haben Versicherer zu hohe Zinsen versprochen.” Plusminus beschreibt den Fall von Rita Franke. Sie schloss laut “Plusminus” bereits 1985 eine kapitalbildende Lebensversicherung bei der Ergo ab. Der Versicherungsvertreter habe ihr damals beim Verkaufsgespräch  satte 320 000 DM, umgerechnet etwa 164 000 Euro, in Aussicht gestellt, wenn sie jeden Monat 200 DM Prämie zahlen würde. “In den jährlichen Standmitteilungen der Ergo an Rita Franke wurden diese 164 000 Euro Auszahlungssumme auch immer wieder genannt.  Doch bestätigt wurde dieser Betrag nicht. Stattdessen gab es für Frau Franke eine richtig kalte Dusche, als die Lebensversicherung Mitte 2020 ausgezahlt wurde. Statt der erwarteten 164 000 Euro überwies die Ergo nur etwas mehr als 87 000 Euro – 77.000 Euro weniger. 600 Euro monatlich wollte Rita Franke sich aus der Lebensversicherung auszahlen. Bis zum Lebensende. Jetzt kann sie nur noch mit 300 Euro pro Monat rechnen.”

 

 

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay