kapieren

Taugen Lebensversicherungen für die Altersvorsorge oder nicht? Versicherer und Versicherte sind da ganz unterschiedlicher Meinung. Was ist denn nun richtig? Sind Versicherungen noch zu kapieren?

Der Bund der Versicherten (BdV) hat die Zahlungsfähigkeit oder Solvenz von Zielke Research Consult analysieren lassen und kam zum Ergebnis, dass „mehr als ein Viertel der untersuchten Unternehmen ernste Probleme hat“. Die Versicherungsbranche, vertreten durch den Gesamtverband GDV, bestreitet das.

Versicherungen nicht zu kapieren

Der BdV fragte, ob das von „Versicherten eingekaufte Leistungsversprechen ‚ihrer‘ Lebensversicherungen auch für viele Jahrzehnte sichergestellt ist“. Der BdV ließ die Berichte in punkto Zahlungsfähigkeit von 82 Versicherern untersuchen. Dabei kam heraus, dass „mehr als ein Viertel der Versicherer angezählt ist“. Die Versicherten werden laut BdV auch nicht „fair und zeitnah“ an den Überschüssen beteiligt. Fair sei eher die Ausnahme als die Regel. Viele Versicherer hätten Probleme mit ihrer Kapitalanlagepolitik, sie seien zu unbeweglich, was vor dem Hintergrund einer anhaltenden Negativzinspolitik der Europäische Zentralbank (EZB)  und den Folgen der Coronavirus-Pandemie sträflich sei. Die vollständige Analyse steht auf der Website des BdV zum Download. Damit kann jeder selbst abschätzen, wie gut oder schlecht seine Versicherungen ist.

Die Lebensversicherer kontern: Die Solvenzlage deutscher Lebensversicherer sei  nachweislich besser als vom BdV dargestellt. Zudem spreche die Beitragsentwicklung für die Attraktivität des Produktangebotes und das Vertrauen der Kundinnen und Kunden. Richtig sei:

  • Lebensversicherungen sind nach wie vor geeignet für die Altersvorsorge und bieten lebenslange Sicherheit
  • Alle Lebensversicherer haben ausreichende Eigenmittel und Sicherheitspuffer im gesetzlich geforderten Umfang
  • Im Mittel stellen sie das Doppelte oder Dreifache der gesetzlich geforderten Eigenmittel bereit
  • Trotz des Drucks der Niedrigzinsen können sämtliche Zahlungsverpflichtungen gegenüber den Versicherten erfüllt werden

Nun, das erste Argument der Lebensversicherer können Direktversicherungsgeschädigte sofort vom Tisch wischen: Von wegen „lebenslange Sicherheit“. Wer bei Abschluss darauf vertraute, seine Lebensversicherung werde nicht verbeitragt, wurde vom Staat maßlos enttäuscht. Die Versicherer haben es versäumt, ihre Kunden darauf aufmerksam zu machen, dass ihnen bei Auszahlung annähernd ein Fünftel fehlt. Natürlich haben sie die Versicherten im Dunklen gelassen, sonst hätten die Kunden reihenweise ihre Versicherung stillgelegt.

Das zweite Argument mag für die Versicherungen sprechen aber gegen die Versicherten. Denn es heißt, dass die Versicherer ihre Reserven zu Lasten der Versicherten aufgestockt haben, die sich mit Null-Überschussbeteiligung und gekürzter Auszahlung zufrieden geben müssen.

Ob das dritte Argument stimmt? Wie kann es dann sein, dass die Solvenzquoten einiger Versicherer unter hundert sind? Hat sich da der BdV geirrt?

Beim vierten Argument hat der Verband wohl alle Augen zugedrückt. Wie kann es sein, dass einige Pensionskassen die Leistungen für die Rentner gekürzt haben? Es traf vor allem die Pensionskasse der Caritas, die Kölner Pensionskasse und die Deutsche Steuerberater-Versicherung. Sie kürzten die Auszahlungen für aktuelle und künftige Rentner. Weil sie zu unbeweglich waren und versäumt haben, sich auf die Negativzinspolitik der EZB einzustellen, bluten die Versicherten.

Alles klar?

 

Bild von Robin Higgins auf Pixabay