Sparer müssen bestraft werden

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Wer spart, muss bestraft werden, so die Meinung der Politiker. Wie anders lässt sich erklären, dass immer mehr Finanzinstitute Strafzinsen von Sparer verlangen. Kein Wort von SPD-Kanzlerkandidat und Finanzminister Olaf Scholz – wie auch, er profitiert ja davon.

Wer vor einem Jahr noch unkte, dass künftig auch Sparer Strafzinsen zahlen sollen, wurde verlacht. Heute ist das mittlerweile längst Realität – und viele schauen dumm aus der Wäsche, weil sie so etwas nie für möglich gehalten haben. Der Trend zu Negativzinsen hat sich 2021 noch einmal beschleunigt, schreibt das Vergleichsportal Verivox. Aktuell weisen Verivox zufolge 300 Banken Negativzinsen für Privatkunden aus – 122 mehr als noch zum Jahreswechsel, so eine fortlaufende Verivox-Auswertung von rund 1300 Banken.

Sparer sind die Dummen

Corona habe den bestehenden Trend zu Negativzinsen noch einmal beschleunigt, wie Oliver Maier, Geschäftsführer von Verivox-Finanzvergleich erklärt. „In der Pandemie legen viele Verbraucher ihr Geld lieber aufs Konto, statt es auszugeben; für Banken ist das ein Problem, denn sie zahlen selbst Strafzinsen auf überschüssige Einlagen.“ Klar, je mehr Geld die Kunden bunkern, desto größer der Druck auf die Finanzinstitute.

Lange Zeit seien vor allem sehr hohe Sparsummen ab 100 000 Euro und mehr mit Negativzinsen belastet worden, inzwischen seien aber auch deutlich niedrigere Freibeträge keine Seltenheit mehr.

Damit nicht genug, viele Finanzinstitute verlangen statt Negativzinsen Verwahrentgelt, was aufs Gleiche hinausläuft. Im laufenden Jahr hätten bislang vier Geldhäuser eine Kontoführungsgebühr für das üblicherweise kostenfreie Tagesgeldkonto eingeführt. Aus Sicht der Sparer entstünden dadurch faktisch Negativzinsen. Das Geld auf dem Konto werde weniger, auch wenn die Bank nominal 0,00 oder 0,01 Prozent Zinsen ausweise.

Negativzinsen nur für Neukunden

Wichtig zu wissen, so Verivox: In laufenden Verträgen können Banken Negativzinsen nicht einseitig einführen. Mit der Veröffentlichung im Preisaushang gelten die Verwahrentgelte deshalb zunächst nur für Neukunden. Wolle eine Bank auch ihren Bestandskunden Negativzinsen berechnen, müsse sie das mit den Betroffenen individuell vereinbaren. Bankkunden sollten auf der Hut sein und bereit, die Bank zu wechseln, wenn sie belastet werden.