Die Rentenlüge in den Medien: „Himmel, wir müssen ja jährlich 110 Mrd. Euro vom Bundeshaushalt zuschießen“

Für Emails - Mit Rente seht ihr auch ganz schön alt aus

Das Lamento klingt in den letzten Monaten so oft durch die Medienwelt, und dabei werden dennoch sind die Zahlen missbräuchlich verwendet. Jüngster Fall war am 11. Januar 2023 in der Talk-Sendung Markus Lanz im ZDF. Der Bundeshaushalt müsse jährlich 110 Mrd. Euro für die allgemeine Rente zuschießen. Unser langjähriges Mitglied im DVG – Verein der Direktversicherungsgeschädigter und Zahlenexperte Friedel Holl rückt die Ungereimtheiten in einem offenen Brief an Herrn Lanz zurecht.

Offener Brief von Friedel Holl

 

„Sehr geehrter Herr Lanz,

von Journalisten sollte man doch erwarten können, dass sie gründlich, faktenbasiert recherchieren und wahrheitsgemäß die Bevölkerung informieren. Qualitätsjournalismus verfolgt doch das Ziel, Glaubwürdigkeit aufzubauen und Vertrauen zu schaffen. Zu Ihren Aufgaben gehört doch Unabhängigkeit und Sorgfaltspflicht. Leider trifft das auf Sie nicht zu. Gebetsmühlenartig übermitteln Sie [in der Sendung vom 11. Januar 2023] falsche Zahlen über die Rentenfinanzierung – Steuerzuschuss 110 Mrd.€ – in Ihren Sendungen an die Zuschauer.

Sie wiederholen einfach falsche Behauptungen von Politikern oder sogenannten Rentenexperten ungeprüft.

Der sogenannte 110 Milliarden Steuerzuschuss für die Rentenkasse ist eine Lüge.

Man sollte doch davon ausgehen können, dass die 17 Millionen Rentner (plus 4 Mio. Doppelrentner) wenigstens die eingezahlten Beiträge wieder zurückbekommen.

Sie erwecken den Eindruck, dass die Rentner hauptsächlich aus Steuerzuschüssen bezahlt werden.

Das Gegenteil ist der Fall.

2020 betrugen die Beiträge in die Rentenkasse 252 Mrd., aber nur 174 Mrd.€ wurden an die Rentner ausgezahlt.

Ein Minus von 78 Mrd.€ in einem Jahr.

Der Bundeszuschuss betrug 2020 zwar 75 Mrd. €, aber die „versicherungsfremden Leistungen (VfL)“ betrugen 115 Mrd. €

Eine Deckungslücke von 40 Mrd. €, siehe Berechnung Anhang 1.

Seit 1957 entstand damit ein Deckungslücke von 947 Mrd.€,

ebenfalls Anhang 1.

Zur Erklärung: VfL sind Leistungen, für die keine Beiträge eingezahlt wurden/werden, z.B. für West-Ost Transfer (32 Mrd. €), Rente mit 63 (12 Mrd.€), Mütterrente, Fremdrentengesetz, etc.

Alles Versprechen der Politiker zu Lasten nur der Rentner.

Hinzu kommt, daß nur 90 % der Erwerbstätigen in die Sozialkassen einzahlen, 10 % aber nicht (Beamte, Politiker, Selbständige, etc.).

Diese Personengruppen mit den weitaus höheren Einkommen tragen nichts zur Solidarität bei, d.h. wir haben kein Problem mit den Generationen, sondern mit der Solidarität!

Beschreibung des Ist-Zustands:

  1. Klasse = die Unsolidarischen, wie Politiker, Beamte, Freiberufler
  • Sprich alle Bürger, die nicht in die Sozialkassen einzahlen
  • Pensionen im Durchschnitt 3.200 € bis über 10.000 €, ohne je einen Cent eingezahlt zu haben
  • 2021: Erhöhung um 1,4 %
  • Ruhegeldniveau bei bis zu 71,75 % vom Gehalt der letzten beiden Jahre
  • Pensionäre erhalten Weihnachtsgeld (50 – 60 %)
  • Pensionäre erhalten 70 % Beihilfen zur PKV und 50 % zur PV und höhere Leistungen,
    finanziert nur aus Steuergeldern, d.h. alle Bürger bezahlen diese ca. 80 Mrd./pro Jahr, Tendenz stark steigend
  • Separate Versorgungswerke für Ärzte, Anwälte, Apotheker, etc.
    Ruhegeld im Durchschnitt ca. 2.200 €

 

  1. Klasse = die Solidarischen, Arbeitnehmer & Rentner
  • Rente im Durchschnitt </=1.000 €, betrifft ca. 60 % aller Rentner/Rentnerinnen
  • 2021: Nullrunde
  • Rentenniveau 48 % vor Steuern vom Durchschnittslohn
  • Eigene Finanzierung durch Beiträge von AN & AG
  • Permanente Rentenkürzungen seit Jahren
  • Zahlen 100% GKV & GPV Beiträge auf ihre Rente, 50 % kommen aus der Rentenkasse
  • Zahlen 100 & GKV & GPV Beiträge auf ihre Betriebsrenten/Direktversicherungen, etc.
  • Zahlen auch noch „versicherungsfremde Leistungen“ wie Rente mit 63, Mütterrente, West-Ost Transfer, etc.
  • Niedrigste Renten in Europasiehe Anhang 2.
  • Ein Armutszeugnis für Deutschland

[Dies weiteren Analysen mit Renten Faktenblatt wurden Herrn Lanz zugesandt.]

 

Fazit:

Immer wieder kritisieren Sie mit Ihren Gästen das Rentensystem. Kein Wort über die überhöhten und ungerechten Pensionen, Niveau bis zu 71,75 % vom letzten Gehalt. Ein Beamter erhält bereits nach 5 Jahren Dienstzeit eine Mindestpension von 1850 €/Monat. Auch der 80 Mrd.€/pro Jahr Steuerzuschuss für die Pensionäre wird nie kritisiert. Das ist bewusste Falschinformation/Polemik und hat mit Qualitätsjournalismus nichts zu tun. Manche sagen sogar, das ist wirklich erbärmlich!

Mit freundlichen Grüßen

Friedel Holl“

Text und Grafiken: Friedel Holl        Text-Vorspann und Foto: Thomas Kießling