Warnung vor Altersarmut – Nachklapp zur gelungenen DVG-Veranstaltung an der Uni Frankfurt

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Die „DVG-Fachveranstaltung Altersvorsorge” an der Goethe-Universität Frankfurt bot interessante Vorträge und eine spannende Diskussionsrunde mit den interessierten Besuchern. Der DVG – Verein der Direktversicherungsgeschädigten e.V. konnte in Frankfurt eigentlich zufrieden sein, wenn nicht die vielen Ungerechtigkeiten wären, gegen die auch der DVG ankämpfen muss.

Ein sicheres wie gerechtes Rentensystem und der sofortige Stopp der Doppel- und Mehrfachverbeitragung. Die Referenten legten im fantastisch ausgestatteten Hörsaal B im Gebäude der Sprach- und Kulturwissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Campus Westend den Finger in offene Wunden des deutschen Rentensystems, z.B. wird Altersarmut ein immer größeres Thema – „Menschen die Flaschen sammeln, weil ´Flaschen` die falsche Politik machen – das Rentenniveau ist in den vergangenen 40 Jahren von 75 % des letzten Lohns auf nur noch 48,1 %. Das bleibt für viele einfach zu wenig übrig“, urteilte der erste Referent der Veranstaltung, Reiner Heyse, Kiel von Vorstand und Sprecher der Initiative „RentenZukunft“. Zu Norbert Blüms Aussage aus den 1980ern „Die Rente ist sicher“ müsse man einfach dazusagen: „Sicher ist die gesetzliche Rente schon, aber die Rentenhöhe ist nicht sicher und wird einfach immer weniger, so dass es für viele Menschen wird es einfach zu wenig ist.“ Inhaber von Pensionen hätten da keine Probleme, aber vom allem am Beispiel Österreich konnte er aufzeigen, wie es eine gemeinsames und gerechtes Rentensystem geben kann.

Höchste Zeit für eine grundlegende Rentenreform hierzulande, die den Lebensstandard im Alter wieder sichert und Altersarmut verhindert, so Heyse und später in der Diskussion mit seinem Kollegen Fred Freitag.

Mit einem spannenden Film-Beitrag meldete sich Diethard Linck, München, Stv. Vorsitzender der ADG Aktion Demokratische Gemeinschaft e. V.: „Wo ist unsere Rente geblieben? in Frankfurt. Die Rentenversicherungsträger müssten im Gesetzesauftrag auch Leistungen erbringen, für die sie niemals Rentenbeiträge erhalten haben. „Im Jahr 2021 betrug die Differenz zwischen diesen versicherungsfremden Leistungen und dem Bundeszuschuss 38,6 Mrd. EUR. Würde dieser Betrag gänzlich durch Bundesmittel ausgeglichen werden, könnten die aktuellen Renten um 13 % höher sein“, so Diethard Lincks Film. Deshalb seine Forderung: „Die Gruppen mit einer berufsständischen Versorgung (Kapitalanlage) und die Beamten und die Parlamentarier (Pensionen aus dem Staatshaushalt) beteiligen sich an der Rente überhaupt nicht – müssten sie aber.“

Die ADG sei deshalb für eine „Solidarische Rentenversicherung als Bürgerversicherung“, denn wer sich nicht sein ganzes Leben um seine Altersabsicherung kümmere und meint, der Staat regelt dies zu aller Zufriedenheit, werde am Ende seiner Berufslaufzeit grob enttäuscht. Im Film, der sich vor allem an die jungen Besucher der Fachveranstaltung richtete, gab er den Tipp: „Beschäftigen Sie sich regelmäßig mit dem Thema Rente!“

Hier wird demnächst der Link zum ADG-Film verfügbar sein:

 

Dies gelte besonders für Frauen, unterstrich Kristin Kubanek, Chemnitz, Finanzmentorin, Gründerin von MoneyFacture: „Frau & Geld, Meisterin der Haushaltsplanung, Verliererin der Rente“, so ihre These. „In meiner Generation (1980er Geborene) wird noch zu wenig für die Altersvorsorge getan, was auch an mangelnder finanzieller Bildung liegt. Besonders für Frauen ist das Thema Altersvorsorge wichtig, denn sie verdienen rund 1/4 weniger als Männer (unbereinigte Geschlechterlücke), haben unterbrochene Lebensläufe durch Kindererziehung und Pflege von Angehörigen und arbeiten häufiger in Teilzeit, leisten also deutlich mehr unbezahlte Arbeit und bekommen durch all diese Faktoren am Ende nur halb so viel Rente wie Männer. Lernen wir also unsere Finanzen in die eigenen Hände zu nehmen, und welche Möglichkeiten es gibt, auch privat für das Alter vorzusorgen, denn sonst laufen wir Gefahr, im Alter arm zu sein“, so Kristin Kubanek.

Wie man im Alter doppelt „abgezockt“ wird, verdeutlichte Reiner Korth, Geeste (Niedersachsen), DVG-Bundesvorsitzender und Gastgeber in Frankfurt am Beispiel der Direktversicherungen. Korth ging in seinem Vortrag darauf ein, dass er das Prinzip, als Arbeitnehmer den halben Beitragssatz an Krankenversicherungsbeiträgen zu zahlen und als Nutznießer der Direktversicherung nochmals den vollen Krankenkassenbeitrag zu entrichten, grober Unsinn sei.

„Künftige Rentner können sich noch wehren“, so Korth, „junge Arbeitnehmer sollten die Direktversicherungen kritisch prüfen“, an die aufmerksamen Studenten im Hörsaal B des Uni-Campus Westend. Bestehende Verträge könne man dann gegebenenfalls ruhen lassen. Für die anderen Besucher des DVG-Fachveranstaltung sei dies vielleicht zu spät, aber sie könnten wenigstens ihre Familien von den Fallen der Direktversicherungen warnen. Reiner Korths Feststellung: „Sonst machen sie später ein Minusgeschäft.“

Eine interessante Diskussion unter der souveränen Leitung von Dr. Thomas Hintsch, beratendes Mitglied des DVG-Vorstands, der auch die klare wie teilweise süffisante Moderation des Nachmittags übernommen hatte, schloss sich an die Vorträge an. Zum gelungenen Abschluss des Nachmittags fand im Foyer vor dem Hörsaal ein Get-together mit regem Austausch statt.

Fazit: Die DVG-Fachveranstaltung Altersvorsorge an der Uni Frankfurt hat – wie ihre Vorgängerin im Mai dieses Jahres an der TU Chemnitz – einen Eckstein gesetzt, was dringend für eine sichere und gerecht Altersversorge und Altersvorsorge gemacht werden muss. Die Anzahl der Baustellen ist dabei noch groß – ja fast riesig. Und Ungerechtigkeiten wie die Doppelverbeitragung gehören eigentlich sofort abgestellt und sollten nicht auf die lange Bank geschoben werden. Denn – so auch ein Resultat von Frankfurt – Fehlentwicklungen holen jeden einmal ein – spätestens in der Rente.

Text und Fotos: Thomas Kießling

Hier noch ein paar Impressionen von der DVG-Fachveranstaltung in Frankfurt: