Was von 800 Euro Betriebsrente übrig bleibt

Betriebsrente

von Helmut Achatz, 22. Januar 2024

Egal, ob gesetzliche Rente oder Betriebsrente – die Sozialversicherung hält immer die Hand auf. Bei der Betriebsrente ist der Abzug besonders heftig. Was bleiben von 800 Euro noch übrig?
Die ADG (Aktion Demokratische Gemeinschaft) hat einmal ausgerechnet, was Siemens-Betriebsrentnern von 800 Euro übrig bleiben. Die Rechnung gilt natürlich auch für alle anderen Betriebsrenten, die monatlich ausgezahlt werden. Und sie gilt auch für ausgezahlte Direktversicherungen, die monatlich mit einem 120-stel Anteil verrechnet werden.
Was von 800 Euro Betriebsrente übrig bleibt
Weil die Siemens-Rentner im Frühjahr 2023 mehr Betriebsrente bekamen, hat die ADG einmal ausgerechnet, was davon nach Abzug von Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen noch übrig bleibt. Am 1. Januar 2024 hat sich jedoch der GKV-Betriebsrentenfreibetrag auf 176,75 Euro erhöht, sodass die Rechnung heute etwas anders aussieht. Leider hat sich nicht der Freibetrag erhöht, sondern auch der Zusatzbeitrag der Siemens Betriebskrankenkasse.
Hier die neue Beispielrechnung für Abzüge bei Betriebsrenten:
Versicherte mit Kindern zahlten bis Ende 2023 genau 128,67 Euro, seit Anfang 2024 sind es 128,79 Euro, kinderlose Versicherte zahlten 133,47 Euro, seit Anfang 2024 sind es 133,59 Euro.
Die Erhöhung des Freibetrags hat sich in 2024 also nicht beitragssenkend ausgewirkt.

“Beispiel 1: Versicherter mit Kindern

Betriebsrente” 800,00
abzgl. Freibetrag -176,75

krankenversicherungspflichtiger Betrag 623,25
Berechnung
Beitrag KV 14,6% von 623,25 -90,99
Zusatzbeitrag KV (z.B. SBK) 1,7% von 623,25 -10,60
Beitrag PV m. Kinder 3,4% von 800,00 -27,20
Betriebsrente netto 671,21
Kranken- und Pflegeversicherungsbeitrag 128,79

Beispiel 2: Versicherter ohne Kinder
Betriebsrente 800,00
Freibetrag -176,75
krankenversicherungspflichtiger Beitrag 623,25

Berechnung
Beitrag KV 14,6% von 623,25 -90,99
Zusatzbeitrag KV (z.B. SBK) 1,7% von 623,25 -10,60
Beitrag PV kinderlos 4,0% von 800,00 -32,00
Betriebsrente netto 666,41
Kranken- und Pflegeversicherungsbeitrag 133,59

Bezogen auf zehn Jahre, denn so lang müssen Direktversicherte Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge zahlen, macht das bei Versicherten mit Kindern immerhin 15.454,80 Euro aus, bei Kinderlosen sind es sogar 16.030,80 Euro. (Quelle: ADG)
Die rot-grüne Bundesregierung unter Kanzler Gerhard Schröder hat 2003 – mithilfe der Union – das Gesetz zur Modernisierung der Gesetzlichen Krankenversicherung (GMG) verabschiedet, das zum 1. Januar 2004 in Kraft trat. Seitdem wird für Betriebsrenten nicht mehr nur der halbe Beitragssatz abgezogen, sondern der volle. Für “Einmalzahlungen”, und dazu zählen die Krankenkassen auch Direktversicherungen, wird monatlich ein Anteil von einem 120-stel der Auszahlungssumme über 10 Jahre lang verbeitragt.
Nach heftigen Protesten des Vereins der Direktversicherungsgeschädigten (DVG) und hunderten von Klagen vor Sozialgerichten wurde zum 1. Januar 2020 ein monatlicher Freibetrag eingeführt. Seitdem wird bei Betriebsrenten und ausgezahlten Direktversicherungen, die über der Freibetragsgrenze liegen, vom Rest der volle Beitragssatz abgezogen. Zur Einführung war der Freibetrag bei 159,25 Euro, 2023 beträgt er 169,75 Euro – und erhöht sich 2024 auf 176,75 Euro. Da die Krankenkassen aber gleichzeitig ihre Zusatzbeiträge auch erhöht haben, führt der neue Freibetrag jedoch zu keiner Beitragssenkung, wie oben dargestellt.
Zur Erläuterung: bei Direktversicherungen mit Einmalauszahlung wird eine fiktive Betriebsrente errechnet: Einmalauszahlung ÷ 120 = fiktive monatliche Betriebsrente. Von dieser fiktiven Betriebsrenten werden dann die Beiträge berechnet, die der Betriebsrentner zehn Jahre lang zahlen muss.
Hinweis auf den Original Artikel:

https://vonunruhestand.de/2024/01/was-von-800-euro-betriebsrente-uebrig-bleibt