Rottweil

Mehr als 50 Menschen versammelten sich am Samstagvormittag auf dem Kapellenhof in Rottweil, um ihrem Ärger Luft zu verschaffen. Die sogenannten Direktversicherungsgeschädigten (DVG) demonstrierten dagegen, dass sie etwa 20 Prozent ihrer Ersparnisse aus der Direktversicherung an die Krankenkassen abführen müssen – auch rückwirkend.

Grund ist die “Doppelverbeitragung” auf Direktversicherungen und Betriebsrenten. Ihre Forderung an die Politik: Ein Stopp dieser Praxis und eine Entschädigung der Versicherten. Den Zugriff auf ihre betriebliche Altersvorsorge empfinden sie als ungerecht.

Pinkwesten in Rottweil

Auf den Pinkwesten, die die Teilnehmer tragen, steht: “Erst angelockt, dann abgezockt.” Einer der Demonstranten, Eugen Huonker, nennt den staatlichen Zugriff auf die private Vorsorge “Sozialversicherungsbetrug”. Er empfindet es als besonders ungerecht, dass mit einem Gesetz von 2004 unter Rot-Grün beschlossen wurde, nachträglich in Versicherungsverträge einzugreifen, um die Sozialkassen zu füllen. Die Betroffenen müssen den vollen Beitragssatz zahlen, selbst dann, wenn sie schon Sozialabgaben abgeführt haben. “Wer vorsorgt, wird bestraft”, meint er.

Der Organisator der Demonstration, Bernhard Seeburger vom Verein für Direktversicherungsgeschädigte, ist selbst von der Regelung betroffen und sprach zu den Demonstranten. Er rechnete hoch, dass er monatlich 197 Euro abführen müsse und dass ihm insgesamt 24 000 Euro fehlten, die er für die Rente angespart habe.

Die Demonstrationen der DVG fanden am Samstag erstmals bundesweit in mehreren Städten statt. Insgesamt sind sechs Millionen Direktversicherte betroffen.

Von Schwarzwälder Bote 27.10.2019

In pinken Westen demonstrieren die Betroffenen auf dem Kapellenhof. Foto: Merk
Foto: Schwarzwälder Bote
Von Patrick Merk