Ein Lebensversicherung kostet häufig mehr als sie bringt. Schön dumm, wer noch eine abschließt – egal ob privat oder betrieblich.
An einer Lebensversicherung verdient vor allem der Versicherer, aber nicht der Kunde – auf diesen Nenner lässt sich ein Artikel von Dr. Guido Werner und Roland Paetzold im Bafin-Journal nachlesen. Die Bafin (Bundesanstalt für Finanzdienstaufsicht) hat sich in der März-Ausgabe das Thema „Lebensversicherung“ vorgenommen und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Sie kosten zu viel und bringen zu wenig.
Renditekiller Lebensversicherung
In dem Artikel hat die Bafin die Lebensversicherer regelrecht „abgewatscht“, wie sich die „Süddeutsche Zeitung“ ausdrückt. Warum werden trotzdem immer noch so viele Versicherungen verkauft? Nun, weil die meisten Leute nicht rechnen können und sich von den Maklern beschwatzen lassen, die ihnen das Blaue vom Himmel versprechen. Wenn die Kunden im Alter dann auf die Auszahlung schauen, sind sie bitter enttäuscht über das, was nach jahrzehntelangem Sparen herausgekommen ist. Die Kosten haben die Rendite restlos aufgefressen. Sie hätten ihr Geld genauso gut unters Kopfkissen legen können – oder besser selbst investiert.
Meist ein Minusgeschäft
Im Bafin-Deutsch liest sich das so: „Bei allen Eintrittsalter-Laufzeit-Kombinationen gibt es Lebensversicherer, bei denen die Effektivkosten der meistverkauften fondsgebundenen Produkte oberhalb von vier Prozent liegen. Für die Versicherungsnehmerinnen und -nehmer bedeutet das: Erst wenn die zugrundeliegenden Kapitalanlagen entsprechend hohe Renditen erreichen, würden sie einen Anlagegewinn erzielen“. Das heißt umgekehrt, Kunden bekommen mit viel Glück gerade einmal das Geld heraus, das sie eingezahlt haben, denn langfristig erwirtschaften die meisten Versicherer kaum mehr als vier Prozent Rendite. Im schlechtesten Fall bekommen die Kunden sogar weniger als das Eingezahlte heraus – und haben mit ihrer Lebensversicherung ein Verlustgeschäft gemacht.
2,35 Prozent Effektivkosten
Was heißt das in Zahlen? Selbst wer schon in jungen Jahren, beispielsweise mit 37, einsteigt und lange (30 Jahre) per Lebensversicherung spart, ist der Dumme, denn die Effektivkosten liegen im Durchschnitt bei 1,9 Prozent. Wenn die Kapitalanlage des Versicherers nicht mindestens 1,9 Prozent bringt – und der Garantiezins ist zum 1. Januar 2022 auf 0,25 Prozent abgesenkt worden -, dann hat der Alterssparer Verlust gemacht. Nach Rechnung der „Süddeutschen“ bedeutet das: Bei 50.000 Euro macht das im Jahr 950 Euro aus, die die Versicherung einbehält – und das 30 Jahre lang, insgesamt 28.500 Euro. Wer eine schlechte Versicherung mit 2,35 Prozent Effektivkosten hat, zahlt sogar pro Jahr 1.175 Euro – bezogen auf 30 Jahre 35.250 Euro. Das Geld fehlt leider im Alter.
Schwindel mit System
Aber Versicherungen haben reichlich Vertriebler, die Interessenten und Kunden Policen schön rechnen – und die fallen millionenfach auf den Schwindel herein. All diese Makler und Vertriebsprofis werden von den Kunden bezahlt in Form von Provisionen. Die Versicherung verdient ebenfalls am Kunden: Sie legt das Geld der Kunden in Fonds an und bekommt von der Fondsgesellschaft eine Rückvergütung, einen sogenannten Kickback. Der Dumme bei dem Geschäft ist der Kunde. Damit nicht genug: „Schließlich überweist die Fondsgesellschaft bei 19 Prozent aller Verträge auch noch eine Vergütung direkt an den Vertrieb – erneut auf Rechnung der Endkundin“, wie die „Süddeutsche“ schreibt. Im Dezember 2021 sei bekannt geworden, dass Deutschlands größer Finanzvertrieb DVAG solche Kickbacks direkt von Fondsgesellschaften erhalten habe.
Die Versicherer verstehen es blendend, ihre Kunden hinters Licht zu führen und vernebeln die tatsächlichen Kosten, wie der Fall DVAG gezeigt hat. Das kritisieren die beiden Autoren der Bafin. Die Finanzaufsicht kritisiert diesen Missstand zwar, hat aber jahrelang zugeschaut – und schaut weiter zu, wie Versicherungskunden geschröpft werden.
Von der Krankenkasse geschröpft
Übrigens, werden die Kunden ja nicht nur durch die Versicherung geschröpft, sondern am Ende auch noch durch die Krankenkassen, denn die will bei betrieblichen Lebensversicherungen, sprich Direktversicherungen, annähernd ein Fünftel der Auszahlungssumme, gemindert nur durch einen vom Verein der Direktversicherungsgeschädigten (DVG) erstrittenen Freibetrag von 164,50 Euro. Bei einer Auszahlungssumme von 50.000 Euro gehen bezogen auf zehn Jahre – so lange muss der Kunden zahlen – sind insgesamt 6.337,20 Euro an Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge weg. Von den 50.000 Euro bleiben gerade mal 43.662,80 Euro übrig.
Es dürfte jedem klar, dass Direktversicherungen damit ein Verlustgeschäft geworden sind. Wer heute immer noch eine Direktversicherung abschließt, dem ist nicht mehr zu helfen. Nur Makler und Versicherer reiben sich die Hände und klopfen