Stagnation bei Direktversicherungen

stagnation

2020 dürfte für die Direktversicherung ein schlechtes Jahr gewesen sein – Gründe für die Stagnation sind Kurzarbeit, drohende Senkung des Garantiezinses und zunehmende Kritik.

Für 2019 weist die Statistik des Branchenverbands GDV rund 8,49 Millionen Direktversicherungen mit einer Versicherungssumme von 248,3 Milliarden Euro aus. Das sind rund 120 000 mehr als im Jahr davor. Für 2020 dürfte die Statistik aller Voraussicht nach weniger Direktversicherungen ausweisen. Wie die „Marktstudie betriebliche Altersvorsorge 2021“ vermuten lässt, lief das Geschäft der Versicherer nicht mehr ganz so gut, ausgenommen bei der Allianz. Player wie die Nürnberger oder Canada Life verbuchten ein rückläufiges Geschäft, wie die Statistik „An diese Anbieter liefern Makler das meiste bAV-Geschäft“, das vom „Versicherungsjournal“ zitiert wird. Grundlage ist eine Befragung von Asscompact bei Versicherungsmaklern.

Die Allianz profitiert vor allem von ihrer Vertriebspartnerschaft mit der IG Metall, für die sie die Metallrente versicherungstechnisch organisiert.  Insgesamt wird die Metallrente von vier Versicherern getragen, das heißt als Mitversicherer. Das sind Allianz, R+V, Ergo und Swiss Life (auch in der Beteiligung in dieser Reihenfolge).

Durch ihren Zugang zur Arbeitnehmerschaft in der Metall-, Elektro-, Holz-, Kunststoff- und Textilbranche mit 2,26 Millionen IG-Metall-Mitgliedern, lassen sich Direktversicherungen für die Allianz natürlich leichter verkaufen. Damit nicht genug, die Allianz profitiert ferner davon, dass die Metallrente seit Anfang 2021 auch Beschäftigte im Gesundheitswesen eine Direktversicherung unter dem Label „Klinikrente“ anbieten kann. Die Klinikrente bietet indes nur den Metallpensionsfonds an und zwar weil sie „zu klein“ ist, um ein eigenes Angebot in diesem Durchführungsweg machen zu können. Die Beschäftigten in den Gesundheitsbranchen profitieren also davon, dass es den Metallpensionsfonds schon seit bald zwanzig Jahren gibt und insbesondere zu den Kapitalanlage-Konditionen. Auch diese betriebliche Altersvorsorge verteilt sich auf die Allianz und die Mitversicherer oder die jeweiligen beteiligten Pensionsfonds AGen der Mitversicherer.

Stagnation bei Direktversicherungen

Während die Allianz zulegte bei Direktversicherungen, büßten die Konkurrenten Geschäft ein, darunter die Nürnberger, Canada Life, Alte Leipziger, Swiss Life und der Volkswohl Bund. Insgesamt dürfte die Zahl der Direktversicherungen 2020 somit stagnieren oder sogar rückläufig sein. Gründe dafür gibt es mehrere: Kurzarbeit, unsichere Berufsperspektiven, sinkender Garantiezins und die Aufklärungsarbeit von Verbraucherschützern, darunter der Verein der Direktversicherungsgeschädigten (DVG).

Nachteile der Direktversicherung

Mittlerweile begreifen viele Beschäftigte, welche Nachteile eine Direktversicherung hat, die ja eine Form der betrieblichen Altersvorsorge ist, bei der der Arbeitgeber bei einem Versicherer per Einzel- oder Gruppenvertrag Lebensversicherungen für seine Arbeitnehmer abschließt. Nicht der Arbeitnehmer ist Versicherungsnehmer und Beitragsschuldner, sondern der Arbeitgeber, der Arbeitnehmer ist der Begünstigte. Wegen dieser Konstellation kann der Arbeitnehmer den Direktversicherungsvertrag auch nicht einfach kündigen, sondern im besten Fall den Vertrag nur ruhen lassen. Seine Anwartschaft bleibt bestehen. Der Arbeitnehmer hat zudem Probleme, wenn er den Arbeitgeber wechselt und der neue Arbeitgeber den Vertrag des alten nicht übernimmt, was häufig der Fall bei Wechsel der Branche ist. Wer in der selben Branche bleibt, hat es meist einfacher und die Chance, dass der neue Arbeitgeber den bisherigen Vertrag weiterführt. Führt der Arbeitnehmer den Vertrag als Versicherungsnehmer selbst weiter, wird aus der betrieblichen Altersvorsorge automatisch eine private Altersversorge, beginnt er wieder eine abhängige Beschäftigung, wird der neue Arbeitgeber wieder Versicherungsnehmer und der Arbeitnehmer zum Begünstigten, was aus der privaten eine betrieblichen Altersvorsorge macht, mit den bereits genannten Nachteilen. Für den Zeitraum, in dem der Arbeitnehmer als Versicherungsnehmer im Vertrag stand, muss er in der Auszahlphase keine Kranken- und Pflegebeiträge zahlen, für die Zeit als „Begünstigter“ allerdings schon, was eine Direktversicherung als betriebliche Altersvorsorge natürlich unrentabel macht, da ja in der Auszahlphase annähernd 20 Prozent abgezogen. Für die “Versicherungsnehmer-Zeit” muss er gar keine Kranken- und Pflegebeiträge zahlen. Der Freibetrag von zurzeit 164,50 Euro ist insofern nur ein kleines Trostpflaster.

Bestand an Direktversicherungen
in Millionen
20198.49
20188.37
20178.11
20167.89
20157.74
20147.64
20137.53
20127.41
20117.11
20106.75
20096.58
20086.4
20076.17
20066.02
20055.86
20045.94
20035.82
20025.83
20015.9
20005.8
19995.73
19985.39
19975.26
19965.12
19954.68
19944.78
19934.64
19924.43
19914.14
19903.83
19802.41
19741.34

 

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